Wildlife on Tour
Schlittenhunde laufen
für Wölfe, Bären und Luchse
Bericht Ablauf der Wildlife on Tour
Mittwoch 16. 2. 2000:
Endlich ist es soweit, heute
Nachmittag beginnt die Wildlife on Tour.
In Bayrisch Eisenstein werden ab 15°° Uhr meine Schlittenhunde für
Rundfahrten zur Verfügung stehen. Außerdem wird Peter Sürth von der
Wildbiologischen Gesellschaft München (kurz WGM) über die Ziele des
Projektes und seiner Arbeit mit Wölfen in den rumänischen Karpaten
berichten. Hartmann Jenal, Marco Webers, Georg Dettbarn, Christian
Haas, Dr. Franz Kellner sowie Pavel Kucera aus Tschechien sind mit
ihren Schlittenhundegespannen eingetroffen, um die 140 km durch den
Bayerischen Wald bis nach Grainet in Angriff zu nehmen. Als direkte
domestizierte Nachfahren der Wölfe und als uraltes Transportmittel
der Menschen stellen Schlittenhundegespanne das geeignete Medium für
Werbeaktion über ihre wilden Kollegen dar. Aufmerksam soll gemacht
werden für ein Miteinander Mensch, Wolf, Bär und Luchs. Das Wetter
scheint uns auf die Probe stellen zu wollen, es regnet den Vormittag
und der Stakeout am geschichtsträchtigen Bahnhof von Bayrisch Eisenstein
versinkt im Wasser.Aber es wird besser und der Regen wandelt sich
in Schnee. Trotz des widrigen Wetters erscheinen jede Menge Zuschauer
um der Eröffnung beizuwohnen. Bürgermeister Gabriel genießt dabei
seine erste Schlittenhundefahrt, kommentiert von Heidi Wolf vom Bayrischen
Rundfunk.
Am Abend ist eine erste Informationsveranstaltung von Peter Sürth
über Wölfe und die Arbeit des Carpathian Large Carnivore Projects
in den rumänischen Karpaten, unweit des Schlosses von Graf Dracula.
Leider ist der Abend im Hotel Neuwaldhaus nicht so gut besucht wie
die Nachmittagsveranstaltung, Schlittenhunde sind halt doch die größere
Attraktion. Dafür ist die Diskussion mit den Gästen sehr fruchtbar
und aufschlußreich. Immer wieder werden Befürchtungen herangetragen
über Aggressivität der Wildtiere, Probleme mit Nutztieren wie Schafe
und Rinder usw.Das Beispiel Rumänien jedoch zeigt, daß in einem Land
mit einer der höchsten Großräuberpopulationen Europas durchaus ein
Nebeneinander von Wildtier und Mensch möglich ist. Ja, es ist sogar
teilweise so eng, daß einem unbetuchten Mitteleuropäer die Haare zu
Berge stehen (Bären werden teilweise in den Städten aus der Hand gefüttert,
Wolfshöhlen nur wenige hundert Meter entfernt von menschlichen Behausungen
usw.).
Donnerstag 17.2.2000
Heute ist der eigentliche Start der Tour, sie führt von Bayrisch
Eisenstein zur Zwischenstation nach Lindbergmühle und weiter über
Buchenau und der Trinkwassertalsperre nach Oberfrauenau. Insgesamt
werden wir 13 Gemeinden durchqueren. Ein immenser Organisationsaufwand,
doch erleichtert durch eine breite Zustimmung und Unterstützung durch
dieselben. Trotzdem eine schlechte Nachricht für die Teilnehmer: Die
Strecken innerhalb des Nationalparks sind leider nicht genehmigt geworden.
Trotz Unterstützung der Tour als Partner, trotz positiver Einstellung
des Leiters Karl-Friedrich Sinner läßt sich keine geeignete Route
festlegen, es fehlen wichtige Segmente um durchfahren zu können, schlußendlich
rettet die Dauer des Anhörungsverfahrens für die Genehmigung bei der
Niederbayerischen Regierung die Nationalparksverwaltung aus der Verantwortung.
Pech für uns, so bleibt nur verladen. Auch Bürgermeister Gabriel und
sein Lindberger Kollege Liebl können ihren Ärger nur schwer verbergen.
Nun, wir fahren also mit Motorkraft bis nach Lindbergmühle um dort
die Zwischenveranstaltung durchzuführen. Der Parkplatz ist leider
nicht geräumt, doch ein kurzer Funk zu Bürgermeister Liebl genügt
und das Räumgerät kommt. Franz schnallt sich die Schneeschuhe an und
präpariert den Rundkurs, derweil die ersten Gäste erscheinen. Auch
der Bürgermeister und eine Journalistin ist vor Ort und genießt eine
Rundfahrt. Überhaupt sind die regionalen Medien sehr stark vertreten.
Fast jeden Tag wird in irgendeiner Zeitung oder Zeitschrift in ganz
Niederbayern berichtet, die regionalen Fernsehsender sind vor Ort
und fast täglich erscheint in einem der Programme des Bayerischen
Rundfunks ein Beitrag.
Am frühen Nachmittag dann nochmals ein Transfer nach Buchenau, wo
wir endlich unsere heißgeliebten Kufen besteigen können. Knapp 10km
führt die schnelle und landschaftlich herrliche Piste über die Dammkrone
der Trinkwassertalsperre nach Oberfrauenau, dem Gutshof des Baron
Freiherr von Poschinger, bei dem schon öfters Schlittenhunderennen
veranstaltet wurden. Eine wahre Menschenmenge erwartet bereits unsere
Ankunft bei herrlichstem Winterwetter. Wie gewohnt parken meine Hunde
am Eingang zur Gaststätte (ich werde den Ruf einfach nicht los, daß
meine Hunde bei jeder Wirtschaft stehen bleiben), die anderen genießen
einen scharfen Rechtsturn für die Seele und versammeln sich am Stakeout.
Viel zu kurz, schade. Bald darauf treffen die Begleitfahrzeuge ein.
Es gilt keine Zeit zu verlieren, die Zuschauer, vor allem die Kinder
warten auf die Rundfahrten. Franz, der weltbeste Schneeschuhtrailmaker
südlich des Mains ist bereits unterwegs, während Stefan Freiherr von
Poschinger höchstpersönlich die Gäste begrüßt. Ein herzliches Dankeschön
an ihn an dieser Stelle für die zuvorkommende Unterstützung. Das Gleiche
gilt auch für die vielen anderen Firmen und Personen die uns unterstützt
haben. Heute sind Georg, Pavel und Christian dran die Leute zu fahren.
Nach einer knappen Stunde bereitet ein plötzlich hereinbrechender
Blizzard der Veranstaltung ein schnelles Ende. Nur kurz, dann ist
der Spuk vorbei, aber die Leute sind auch weg. Abendliches Sonnenlicht
läßt den frischgefallenen Schnee glitzern und zaubert eine liebliche
Winteratmosphäre.
Am Abend im Gutsgasthof dann wieder zu wenig Besucher, auch Kai Ellmauer
von der WGM erscheint nicht mit seinem Luchsvortrag, so daß mal wieder
Peter Sürth einspringen muß, der sich von der WGM etwas in Stich gelassen
wirklich zerreißt, um zu einem Gelingen der Tour beizutragen.
Freitag 18.2.2000:
Heute starten wir in Richtung Spiegelau. Donau TV interviewt und
filmt den Start über die weite Poschingerwiese, die Straßenüberquerung
am Ende ist von Ingrid perfekt abgesperrt und ein Gespann nach dem
anderen verschwindet im Poschinger Wald, alle? Nein, Hartmanns Hunde
drehen eine Ehrenrunde um das Poschingergut und unbemerkt von den
Zuschauern spielt sich auf der knallharten Piste unweit des Gutes
ein Bremskrallen und Ankertest ab. Franz und Christians Hunden ist
das Warten zu lästig und sie übernehmen die Führung. Gottseidank kommz
Hartmann und wir genießen wieder eine herrliche, aus oben genannten
behördlichen Hemmnissen zu kurze Fahrt.Am Ende des Trails dann ein
kleines Verständigungsproblem, zunächst nicht sehr tragisch, die Begleitfahrzeuge
fahren alle bis zu unserem Streckenende um uns aufzuladen, anstatt
einen guten Kilometer weiter vorne auf einem Parkplatz zu warten.
So kommt kurzerhand ein Intensivkurs Rückwärtsfahren mit Anhänger",
bzw. Wenden mehrerer Gespanne auf der Größe eines Parkplatzes
für einen" zustande.Georg entpuppt sich als der ewig Verlorene
bei den Begleitfahrzeugen, aber er taucht immer wieder auf.Mit fast
einer Stunde Verspätung treffen wir in Spiegelau ein, der nächsten
Zwischenstation.
Peter mußte tief in sein Repertoire greifen, um die wiederum sehr
zahlreich erschienenen Gäste zu unterhalten. Ohne Pause gleich die
Schlitten herab und wieder eingespannt, unterstützt von Pavel und
später von Hartmann und Marco fuhren wir unzählige Runden auf der
wunderschönen Loipe im Kurpark. Presse und Fernsehen waren auch wieder
vor Ort und langsam wurden wir Tagesgespräch in der Region, kaum einer,
der noch nichts von unserer Tour gehört hatte. Bis auf die Titelseite
schafften wir es in der lokalen Presse.
Gegen Abend treffen wir in Neuschönau zum nächsten Etappenziel ein.
Keine 500m vom Informationszentrum des Nationalparks entfernt lagern
unsere Teams. Die Gemeinde hatte schon mit dem Pistengerät gespurt
und so hieß es anspannen zu den nächsten Runden!
Am Abend dann im Gasthof Hufeisen" die Informationsveranstaltung,
diesmal mit etwas mehr Leuten. Allerdings erschien auch hier der Vortragende,
diesmal vom Nationalpark, nicht. Schade. Hier bleibt offensichtlich
noch einiges zu tun, bis die Berührungsängste abgebaut sind.Für Peter,
als Betreiber eines Büros für Tier - und Wildtiermanagment sicherlich
eine Herausforderung.
Samstag 19.2.2000:
Heute steht die Königsetappe auf dem Programm! 65 km mit fast 2000
Höhenmetern gilt es zu überwinden. Finsterau hat meinen jahrelangen
Wunsch erfüllt und die Loipe freigegeben für unsere Tour. Über traumhafte
Trails geht es Richtung Finsterau, frisch gespurt. Knapp hinter mir
Pavel, der mit seinen Malamuten wirklich einen hervorragenden Umgang
pflegt. Der seit gestern andauernde Schneefall hat die Spur weich
und tief werden lassen, das werden harte Kilometer! Nach dem letzten
Loipenabzweig gehts der Bayerwaldloipe geberg" wie
wir bei uns sagen würden, gegen den Berg! Das Spurgerät war noch nicht
da, und so ziehe ich mühsam meine Spur im immer dichter werdenden
Schneetreiben. Es schneit wie Leintücher, sagt man bei uns. Kurz vor
der tschechischen Grenze kommt mir dann das Unglück in Form der Pistenwalze
entgegen, au weiah, hoffentlich finden jetzt die anderen die Spur.
Es ist zwar alles beschildert, aber bei dem Schneetreiben....Ich warte
eine ganze Weile und beschließe dann weiter zu fahren, da die Zeit
knapp zu werden droht. Schließlich sollte ich mittags in Haidmühle
sein und Besucher spazieren fahren. Im Skistadion Finsterau warte
ich nochmals eine Viertelstunde und fahre dann endgültig los. Kurz
nach mir treffen dann Hartmann und Marco ein, die die Bayerwaldloipenabzweigung
verpasst und direkt nach Finsterau gefahren waren. Pavel machte zuerst
einen Ausflug zur Grenze, zusammen mit Franz. Nach 25 km die erste
Straßenüberquerung bei Hinterfirmiansreut, ein kurzer Stop bei den
Begleitern und weiter gehts den Arzberg hinauf. Kurz darauf
muß eine Skipiste und die Lifttrasse gequert werden und da passiert
das schrecklichste was einem Waldschrat passieren kann: das Handy
klingelt direkt auf der Lifttrasse! Grainet ruft an, wo ich gerade
bin. Natürlich bleiben alle Skiläufer stehen und betrachten das seltsame
Gespann, ruckzuck bin ich eingerahmt von Schaulustigen. Na ja, wenn
man das Handy schon heraussen hat, kann man ja gleich weiter telefonieren.
Die Feuerwehr von Herzogsreuth und Haidmühle muß benachrichtigt werden
um Strassen zu sperren.Endlich gehts bergab nach Philippsreuth.
Hier sind die Frauen von Hartmann und Pavel stationiert, denn die
Strassenüberquerung liegt hier mitten im Dorf. Jetzt wird der Trail
naß und schwer. Mühsam gehts der tschechischen Grenze entlang
nach Haidmühle. Eine ganze Menschenmenge steht schon an der Strasse,
es ist ein wunderbares Erlebnis so empfangen zu werden. Vorbildlich
steht die Feuerwehr an der Strasse und ich komme problemlos die etwas
verzwickte Überquerung zur Loipenfortsetzung. Hundegebell erwartet
mich schon am Sportplatz, dem üblicherweisen Startplatz des hiesigen
Schlittenhunderennens. Ingrid hat einstweilen schon begonnen die zahlreichen
Touristen zu kutschieren.
Peter und seine Mutter sorgen für die Information der Gäste.
Nach einer Stunde Pause geht es auf die letzten 15 km nach Grainet.
Nochmals windet sich die Strecke steil empor zum Haidel um dann nach
Obergrainet zu queren. Im dichten Nebel hab ich Mühe die richtige
Abzweigung zu finden. Auf einer Strasse bergab und dann über einen
Schneefall auf die kurvige Bergabstrecke. Das wäre was für Alpentrailfanatiker,
Nur fliegen ist schöner, was man hier aber besser nicht tun sollte.
Noch ein Stück auf geräumter Strasse und dann biegt links die eigens
für uns präparierte Strecke zum Rennkurs von Grainet ab. Es ist fantastisch
mit welchem Engagement uns die Gemeinde Grainet und der SSD unter
Franz Stadolka hier unterstützt! Trotzdem können auch sie nichts gegen
die hohen Temperaturen und dem aufgeweichten Trail. Mühsam geht es
die letzten Kilometer ins Ziel, wo uns bereits eine jubelnde Menschenmenge,
Presse, Radio und Fernsehen erwartete. Peter hatte die Menschenmenge
bereits gut eingestimmt und so findet die Tour ein fantastisches Finale.
Abends dann eine gut inszenierte Veranstaltung der Gemeinde, offizielle
Verabschiedung und Danksagungen. Jetzt kann endlich auch die Schlittenhundepost
verteilt werden. 50 Sonderbriefe wurden in Bayrisch Eisenstein mit
Sonderstempel versehen und in Grainet abgestempelt, nach 140 km Schlittenfahrt.
Einige Exemplare werden auf der Schlittenhund 2000 versteigert.
Sonntag 20.2.2000:
Heute kommt die Zugabe, die anderen Teilnehmer machten sich auf die
teilweise lange Heimfahrt, Pavel und ich fuhren noch einmal die Rennstrecke
ab und danach einige Runden mit den Zuschauern, herrliches Wetter
war die Belohnung von oben für die Mühen.
Die Teilnehmer:
Hartmann Jenal, Marco Webers, Georg Dettbarn, Dr. Franz Kellner, Pavel
Kucera, Thomas Gut
Die Sponsoren:
Einkaufspark Regen , MIUK-outdoors München, Georg Dettbarn, Pro Pet,
Werner Urban, Dr. Lüber, Bärwurzerei Hieke, Freiherr von Poschinger
Die Veranstalter:
Schlittenhundefahrschule Thomas Gut, Schlittenhundsportverband Bayern,
Wildbiologische Gesellschaft München
sowie als Partner: Nationalpark Bayerischer Wald
Bericht von WGM - Mitarbeiter Peter Sürth
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Schon vor 4 Jahren haben wir darüber nachgedacht
mit Schlittenhunde für Wölfe zu werben. Das Ergebnis aus all dem angehäuften
Gedankenschmalz ist die Wild Life on Tour Schlittenhunde laufen
für Wölfe, Bären und Luchse wie wir sie im Februar erstmalig im Bayerischen
Wald durchgeführt haben. Hunde als Abkömmlinge der Wölfe und Schlittenhundegespanne
als eines der ältesten Transportmittel der Menschheit halten wir für
ein hervorragendes Medium um die Botschaft eines Miteinanders von Mensch
und Wildtier zu vermitteln.
Mit der Wild Life on Tour haben wir in diesem Jahr
Wölfe, Bären und Luchse informiert und mit Hilfe der Schlittenhunde
um Sympathie geworben. Wir haben insgesamt während der Tour und unserer
anschließenden Ausstellung im Einkaufspark Regen über 5000 Menschen
direkt erreichen können. Im Raum Niederbayern war die Wild Life on
Tour für 1 Woche in allen Medien täglich präsent. Das lokale Fernsehen
zeigte mehrere Beiträge, im Bayerischen Rundfunk und anderen lokalen
Sendern waren täglich ein oder mehrere Berichte zu hören und die Presse
hat unsere Botschaft täglich verbreitet. Die Nachbearbeitung der Wild
Life on Tour wird unsere Botschaft über den Raum Niederbayern hinaus
tragen. Sehr angenehm überrascht war ich von
der Hilfsbereitschaft aller Gemeinden und der lokalen Bevölkerung
deren Hilfe wir in Anspruch nehmen konnten. Wo immer wir mit der Wild
Life on Tour aufgetreten sind haben wir eine positive Resonanz erfahren.
Besonders gefallen hat den Besuchern die Kombination von Informationen
über Wildtiere und den Schlittenhunden. Über 100 Gäste konnten mit den Schlittenhunden
eine Rundfahrt genießen und sich an dem mobilen Informationsstand
über Wölfe, Bären und Luchse informieren. An den abendlichen Veranstaltungen
haben ich die neuesten Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen über
Wolf und Co aus Rumänien mit Dia und Video präsentiert. Gespräche
und Diskussionen haben die Abende abwechslungsreich und spannend abgerundet. Die Gründe warum die Wild Life on Tour
in diesem Jahr die Thematik Wolf, Bär und Luchs aufgegriffen hat liegen
auf der Hand. In immer mehr westeuropäischen Ländern fühlen sich diese
drei Großräuber wieder heimisch. Von Italien sind Wölfe nach Frankreich
gezogen, und besuchen gelegentlich die Schweiz. Auch in Deutschland
tauchen immer wieder Wölfe auf. Luchse gibt es schon lange wieder
in Deutschland, wenn der Bestand auch sehr klein ist. In der Schweiz
sind es mittlerweile über 100 Luchse. In Österreich ist sogar der
Braunbär schon wieder heimisch. Ein Blick in unsere Nachbarländer
macht deutlich, daß es in Europa mehr Länder mit Wölfen, Bären und
Luchse gibt als ohne. In diesen Ländern leben Menschen seit jeher
zusammen mit diesen Wildtierarten. Wir haben diese Form der Koexistenz
verlernt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis alle drei Großräuber
wieder nach Deutschland zurückkommen werden. Die größte Hürde wird
dabei die Einstellung der Menschen sein. Wir müssen uns wieder mit
dem Gedanken vertraut machen, daß es in einigen Gebieten in Deutschland
langfristig gesehen wieder Wölfe, Bären und Luchse geben wird. Wir
sollten frühzeitig darüber nachdenken wie wir mit diesen Wildtieren
umgehen werden. Ich möchte hier kurz berichten wie sich
der Wolf, der Braunbär und der Luchs Wanderern gegenüber in der Regel
verhalten. Kurz und knapp alle Drei laufen schon auf große Entfernung
weg oder verstecken sich. Andererseits, abhängig von den persönlichen
Erfahrungen der Tiere, haben sie keine Probleme in der unmittelbaren
Nähe von Wegen, Straßen, Dörfern und Städten ihre Jungen aufzuziehen,
wenn sie sich dort sicher fühlen. Beispiele gibt es in Europa genügend.
Mindestens 20 Braunbären im Naherholungsgebiet und in direkter Nachbarschaft
von Kronstadt der zweitgrößten Stadt Rumäniens, Luchse die Ihre Kleinen
praktisch neben den arbeitenden Waldarbeitern aufziehen, Wölfe die
ihre Höhlen im Frühjahr nur 50m bis 300m von Forstrassen und Wanderwegen
entfernt bezogen haben. In den rumänischen Karpaten, dort wo das Carpathian
Large Carnivore Project (Großräuberprojekt in den Karpaten) seiner
Arbeit nachgeht sind insbesondere über den Wolf und den Braunbären
erstaunliche Erkenntnisse gewonnen und dokumentiert worden. Die Arbeit
mit den Luchsen hat erst begonnen, somit sind die Ergebnisse noch
dürftig. Vorbildlich wird in Rumänien mit den
Schäfern, den Jägern und Förstern der lokalen Bevölkerung, den Kommunen
und der Regierung zusammengearbeitet um einen langfristigen Schutz
der drei Großräuber zu erreichen. Die Probleme der Schäfer und Obstplantagenbesitzer
werden analysiert und modelhaft mit verbesserten Schutzmethoden minimiert,
die Bären -Müllsituation in Kronstadt soll entschärft werden. Die
lokale Bevölkerung wird über den Aufbau von Ökotourismus eingebunden
und profitiert von der zunehmenden Zahl der Gäste. Ein Landnutzungsplan
wird derzeit ausgearbeitet um sicherzustellen, daß der langsam zunehmende
Tourismus sich nicht seiner eigenen Attraktivität, den Wölfe, Bären
und Luchse und den unvergleichlichen transylvanischen Wäldern und
Tälern, beraubt. Ein Großräuberinformationszentrum ist in der Planungsphase
und der Naturpark am Königsstein wird gerade umgesetzt. Es lohnt sich wirklich das Projekt und
seine Arbeit in Rumänien zu besuchen und somit auch die Projektarbeit
zu unterstützen. Infos bei der Wildbiologischen Gesellschaft München. Zum Schluß möchte ich die am häufigsten
gestellten Fragen kurz beantworten.
1.Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen?
Ich halte Wölfe für den Menschen für ungefährlich und ziehe häufiger
den Vergleich mit Hunden. Ich halte jeden einzelnen größeren Hund
potentiell für gefährlicher für Menschen als alle Wölfe in Europa
zusammen genommen.
2. Was ist Wildtiermanagement?
Sowohl die Ausrottung als auch der totale Schutz von Wildtieren bezeichnet
man als Wildtiermanagement. Heutzutage bewegt man sich eher zwischen
diesen beiden Extremen. Hinter dem Begriff "Wildtiermanagement"
verstecken sich "Werkzeuge" des modernen Arten und Naturschutzes
mit denen man ein Miteinander von Menschen und Wildtieren zu erreichen
versucht. Dort wo die Interessen von Menschen auf die Bedürfnisse
von Wildtieren stoßen, gibt es meistens Probleme irgendwelcher Art.
Solche Probleme gilt es auf ein von den Menschen akzeptables Niveau
zu halten. Prinzipiell ist ein Miteinander immer möglich, aber die
Realisierung ist im Endeffekt immer vom Willen der Menschen abhängig.
Deswegen arbeitet man häufiger mit den Menschen als mit den Wildtieren.
Veranstalter und Partner der
Wild Life on Tour
Wildbiologische Gesellschaft München e.V., Linderhof 2, 82488 Ettal,
Tel: 08822/92120; Schlittenhundesport Verband Bayern;
Schlittenhundefahrschule
Thomas Gut, Flanizmühle 9, 94258 Frauenau, Tel: 09926/731;
Als Partner: Nationalpark Bayerischer Wald
Wild Life on Tour wurde finanziell
unterstützt von:
Schlittenhundesport Verband Bayern, Einkaufspark Regen, MIUK-outdoors
von Hund und Katz München, Werner Urban, Pro Pet, Bärwurzerei Hieke,
Freiherr von Poschinger Glashütte, Dr. Lüber
Nun, ein paar Worte über meine Person:
Meine Name ist Peter Christoph Sürth und ich habe in Holland Tiermanagement
mit den Schwerpunkten Wildtiermanagement und Öffentlichkeitsarbeit
studiert. Seit 4 Jahren arbeite ich, anfangs als Student heute als
freier Mitarbeiter, mit Wölfen in den rumänischen Karpaten für das
Carpatian Large Carnivore Project der Wildbiologischen Gesellschaft
München. Seit einem Jahr habe ich mein eigenes Büro für Tier- und
Wildtiermanagement.
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